Bühl (wv). – Mit begeistertem Beifall feierte das Publikum am Sonntagabend im Bürgerhaus Neuer Markt den von Patrick Groß dirigierten Musikverein "Harmonie" Balzhofen und die von Alexander Wurz geleiteten Oberbrucher Dorfmusikanten. Des Lobes voll über die exzellenten Leistungen beider Blasorchester in diesem anspruchsvollen Konzert unterm Motto "Menschen machen Musik" waren auch Musikexperten unter den Zuhörern.   

Zum elften Mal veranstaltete die "Harmonie" ihr Konzert am Volkstrauertag als musikalischen Jahreshöhepunkt. Vorsitzender Joachim Kühnhöfer hieß im außerordentlich gut besuchten Bürgerhaus auch Delegationen vieler Musikvereine der Region willkommen. Er würdigte die seit langem gepflegte, enge Verbindung zum Blasorchester des Nachbarorts Oberbruch. Dem tadellosen musikalischen Geschehen ließ Gerhard Seiler einen ebenso perfekten licht- und tontechnischen Rahmen angedeihen. Geist- und humorvoll führte Jürgen Franz als Moderator durchs Programm, bereits zum sechsten Mal mit von der Partie.

Das intensive Proben beider Blaskapellen schlug sich in beachtlicher Präzision, ungeachtet des Schwierigkeitsgrads der Werke, und äußerst lebendigen Interpretationen nieder. Beide Klangkörper überzeugten mit sehr sauberer Grundstimmung und beachtlich konstanter Intonation.

Den ersten Part bestritten die Oberbrucher Dorfmusikanten. In kaum drei Monaten hatte Alexander Wurz als neuer Dirigent mit ihnen anspruchsvolle Werke erarbeitet. Er entlockte dem Ensemble eine geradezu "explosive" Dynamik. Prickelnde Spannung baute er durch sinnreiche Agogik auf. Effektvoll interpretierten die Oberbrucher den Marsch "Hoch Habsburg". Im Cesarini-Medley aus Verdis "Nabucco" ziselierten sie feinste Nuancen. Majestätische Klanggebirge türmten die Oberbrucher in Reinekes "Pilatus: Mountain of Dragons" auf. In beiden Werken kontrastierten anrührende solistische Passagen zu frappanten Tutti. Mit rhythmischer Pikanterie und jazzigem Feeling begeisterte McCoys "El Toro Loco". Punktgenau setzten die Oberbrucher Dorfmusikanten die Akzente im "Fliegermarsch".

Mit dem festlichen Glanz von "From whom all blessings flow" eröffnete der Musikverein Balzhofen seinen Part. Patrick Groß "lebte" durch sein Dirigat dem Orchester die expressive Dynamik vor. Mystisch gedämpfte Posaunen, Steigerungen mit langem Atem, räumliche Effekte durch "Ballwechsel" der Register und zerklüftete Dissonanzen, die sich wunderbar in Harmonie auflösten, ließen Mario Bürkis "Terra Pacem" zum Hochgenuss werden. Blutjung, aber ein Könner: Posaunensolist Erik Künstel erntete mit Rob Ares' "Springtime" jubelnden Applaus.

Emotional "großes Kino für die Ohren" bot die "Harmonie" im Medley aus dem Soundtrack des Filmepos "Titanic", bezauberte mit aparten Klangmischungen, meisterte komplexe rhythmische Passagen, malte wogende Wellen und drohende Gefahr. Johan de Meijs Arrangement "James Bond 007" interpretierte die "Harmonie" klanggewaltig und vor Spannung knisternd. Den allmorgendlichen Wahnsinn fassten die Balzhofener in Larry Clarks "Morning Madness" in karikierend-klassische Töne, wozu der "schlafgewandete" Mario Reith – aus dem Bett fallend – eine hektische Slapstickszene beisteuerte.

Das Verlangen des Publikums nach Zugaben wurde gestillt, indem sich Balzhofen und Oberbruch zum Riesenorchester zusammenschlossen: Zunächst von Patrick Groß, dann von Alexander Wurz, schließlich von beiden gemeinsam dirigiert, bildeten "Thank you for the Music" und "Hoch Badnerland" einen wahrhaft starken Abschluss.